Zeitungen

Magical Mystery Tour

Die Beatles irren durch die Pfalz

Von Cosima Schade

Der Schauspieler Norbert Ebel und die Sachs-Band phantasierten im Hambacher Theater in der Kurve eine andere „Magical Mystery Tour“. Die Beatles auf dem Weg nach Paris verirrt in der Pfalz. Und Jazz spielen sie auch noch! Ein wunderschön absurdes Lese-Konzert, das die „Fab Four“ nicht einfach nachspielt, sondern neu denkt. (…) Das Gesamtarrangement ist kunstvoll: Bereits in der Ouvertüre werden die Motive aller gespielten Lieder als Zitat eingefügt. Einmal schimmert auch der „Sonderzug nach Pankow“ von Udo Lindenberg durch. Paris wird atmosphärisch gewürdigt durch das bekannte „Aux Champs-Elysées“. Und am Ende läuft alles auf „I will“ hinaus.

Die Rheinpfalz, 10. Juni 2024

Rückblick auf ein legendäres Konzert

Von Stefan Otto

Die Beatles haben ein „Ticket to Ride“ gelöst und sind in der Pfalz gelandet. Norbert Ebel und die Sachs-Band kündeten in der Ludwigshafener Melanchthonkirche erzählerisch und musikalisch von dieser ganz besonderen „Magical Mystery Tour“. (…) John, Paul, George und Ringo spielen natürlich die Hauptrollen, aber auch die Pfälzer Weinprinzessin Lieselotte Lenfeld von der Ludwigshöhe und ein gewisser Paul Georg Ringjohann. (…) John Lennon nimmt über Ludwigshafen den Fallschirm und sucht vom Luitpoldhafen bis zum Containerhafen erfolglos nach seinem Vater, einem Seemann. Bald landet er auf dem Mußbacher Eselshautfest, und George, der das Flugzeug in Ramstein über die Notrutsche verlässt, im Heimatmuseum Kusel. Paul flieht vor den rasenden Fans, und Ringo, der als Einziger ohne größere Zwischenfälle Paris erreicht, träumt vom Pfälzerwald.

Die Rheinpfalz, 17. Juli 2023

Der Tag als die Beatles (beinahe) nach Marburg kamen

… und an dem ganz Marburg von den Beatles träumte

Wenn Träume Wirklichkeit werden

Von Manfred Hitzeroth

Die Idee für die Phantasiereise mit Ferdie Kilians Kopfgeburten hatte im Marburger Jubiläumsjahr der Theatermann und Musiker Jürgen Sachs, der mit seiner Band auch für die musikalische Umsetzung verantwortlich war. Norbert Ebel hat den Text dazu verfasst und wird als Rezitator die Geschichte erzählen. „Den Film im Gepäck kehren wir mit unserer eigenen Version der Geschichte zurück“, erläutern Sachs und Ebel. „Während der Film in einer ironisch-melancholischen Zeitreise die traurige Wahrheit ans Licht holt, wollen wir den Traum des Ferdie Kilian und der damaligen Jugend beleuchten.“ In skurrilen Traumversionen soll ein märchenhafter Gegenentwurf zum historischen Dokument erzählt werden. „Und wir mutmaßen, wie sich die Stadt dadurch (beinahe) verändert hätte.“

Dabei spielen natürlich auch die Beatles-Songs eine große Rolle, die die Jürgen-Sachs-Band mit Sängerin Carolin Grein auf der Bühne spielen wird, angepasst an den Träumer und Phantasten Ferdie Kilian. Denn ist dieser nicht ein „Fool on the hill“, also ein Narr auf dem Berg, der vor sich hinträumt? „Er ist auf jeden Fall eine tragische Figur, auch eine Art Betrogener“, meint Jürgen Sachs.

Oberhessische Presse, 3. September 2022

Solveigs Songs

Wie singt man einen Krimi?

Von Gereon Hoffmann

Zu den Projekten mit der Sachs-Band gehört schon seit einigen Jahren ein Beitrag zum Kultursommer Rheinland-Pfalz. Dessen Thema lautet dieses Jahr: „Kompass Europa: Nordlichter“. Mit dem Theaterautor und Dramaturg Norbert Ebel haben Grein und die Sachs-Band schon öfter gearbeitet. Er hat sich die Krimi-Geschichte ausgedacht und sich dabei an den beliebten Skandinavien-Krimis orientiert. Die Musik dazu sei parallel entstanden, berichtet Grein. Nach ihrer Beschreibung gab es wohl eine wechselseitige Inspiration von Musik zum Text und wieder zurück. Dann musste das Ganze in eine kompakte Form gebracht werden. „Es wird die ganze Geschichte auserzählt an diesem Abend“ erklärt die Sängerin. Die Musik habe Pianist Ahrens ausgesucht und eigens für die Band mit Sängerin arrangiert.

So werden die Gedanken und Gefühle der ermittelnden Kommissarin musikalisch umgesetzt, Handlung und Musik treten in Beziehung, treiben sich gegenseitig voran – bis zum überraschenden Showdown.

Die Rheinpfalz, 20. August 2020

Schloss Gripsholm

Ein Urlaub zum Träumen

Eine musikalische Lesung im Buchcafé

Von Steffen Sennewald

Man könnte meinen, dass es Kurt Tucholsky war, der als erster in seiner Erzählung „Schloß Gripsholm“ aus dem Jahre 1931 den Anspruch auf einen erholsamen Urlaub weitab in der Ferne erhob. Er beschrieb von leichter Hand diese dringende Sehnsucht nach einsamer Ruhe und Zweisamkeit in Mariefred am Mälarsee in Schweden, (…). Dieser Urlaub von Lydia mit Kurt wirkte berauschend und beruhigend zugleich.

Und genau diese Stimmung vermittelten am Samstagabend im sehr gut besuchten Buchcafé fünf Künstler mit einer einfühlsamen und augenzwinkernden musikalischen Lesung. Schon der Auftakt mit „Junge Leute brauchen Liebe“ wies die leicht melancholische Richtung, die unter anderem mit „Cheek to Cheek“, „Baden mit und ohne“, „Milk and Toast and Honey“ oder „Geweint vor Glück“ den zärtlichen Rahmen zum Glücklichsein setzten.

Hersfelder Zeitung , 6. Juni 2019

 

Tucholsky mit Musik und viel Charme

„Schloss Gripsholm“: Marburger Sachs-Band präsentierte mit Norbert Ebel musikalische Lesung

Im schwedischen Schloss Gripsholm siedelte Kurt Tucholsky seine gleichnamige Liebesgeschichte an. Marburger Musiker und Theaterleute widmeten ihr einen bezaubernden Abend.

Von Julia Mädrich

Untermalt wurden die Ausschnitte von romantischen bis witzigen Musikstücken, die Stefan Ahrens am Flügel, Jürgen Sachs am Bass und Ludwig Baumgartner am Schlagzeug mit sichtlicher Freude an der Musik arrangiert hatten. Gefühlvoll sang Carolin Grein beispielsweise „Ich hab geweint vor Glück“ von Pur oder „Milk and Toast and Honey“ von Roxette und begeisterte mit ihrer souligen, warmen Stimme auch mit Klassikern wie „It’s De-lovely“ von Ella Fitzgerald.

Viel Beifall entlockte Ebel dem Publikum mit seiner Interpretation von Roger Ciceros „Die Liste“, die er sehr humorvoll mit geschmackvollem Glitzerhut zum Besten gab.

Oberhessische Presse, 7. September 2018

Novecento

Der Mann am Klavier

Alessandro Bariccos „Novecento“, die sonderbare Geschichte eines Schiffspianisten, als Musiktheater beim Kultursommer in Ludwigshafen

Von Heike Marx

Die Band beginnt zu spielen: gepflegten Jazz. Die Sängerin greift zum Mikrofon: mit angenehm jazzig timbrierter Stimme. Es ist Carolin Grein. Die Band kommt aus Marburg. (…) Die Band tritt konzertant hervor, aber sie spielt auch begleitend im Hintergrund der Geschichte, die der Trompeter erzählt. (…)

Auf geheimnisvolle Weise wird Novecento ein genialer Pianist. Ihn spielt Stefan Gebhardt. Er ist schwarz gekleidet, und man sieht von ihm kam mehr als den Rücken und ab und an seine Hände, die über die Tasten rasen. Novecento ist sozusagen reine Musik. (…)

Folz erzählt, Gebhardt greift furios in die Tasten, der Rest der Band macht sirrend den Sturm, bis das Klavier in die Deko donnert, und der Kapitän zornig tobt.

Novecento hat nie das Schiff verlassen. Als er es doch einmal versucht, kehrt er gleich wieder um. Nach sechs Jahren beendet der Trompeter seinen Vertrag und verliert den Pianisten aus den Augen. Als die Virginian nach dem Zweiten Weltkrieg gesprengt werden soll, sucht er sie ahnungsvoll wieder auf. Novecento will mit ihr untergehen. Die Welt draußen macht ihm Angst. Sie ist zu groß für ihn.

Die Rheinpfalz, 16.7.2016

 

Die Legende vom Ozeanpianisten

Musikalische Lesung „Novecento“ mit dem Erzähler Matthias Folz, der Sängerin Carolin Grein und der Sachs-Band im Alten Stadtsaal in Speyer

Von Monika Neustädter

Viele Rundreisen der „Virginian“ machten Novecento weltberühmt – was den selbst ernannten Erfinder des Jazz, den amerikanischen Pianisten Jelly Roll Morton, herausforderte, ein Klavier-„Duell“ gegen Novecento zu eröffnen. Gebhardt spielte beide Parteien – Novecento dabei, so als würden zehn Jazz-Pianisten gleichzeitig spielen, wie man es ihm nachsagte; Morton verlor das Duell.

Dramatisch, witzig, lustvoll: Der Erzähler und der Pianist geben alles

(…) Folz baute Spannung in seinen Erzählpassagen auf, war dramatisch, philosophisch, witzig und zitierte lustvoll den wortkargen Novecento: „Im Arsch mit den Vorschriften, im Arsch mit dem Jazz.“

Die Rheinpfalz, 18.7.2016

Tom Waits und die Legende vom heiligen Trinker

Heiliger Trinker

Von Gereon Hoffmann

Ein „heiliger Trinker“, das klingt romantisch verklärend, wie eine Mischung aus Märchen und Heiligenlegende. Man könnte auch diesem ersten Eindruck erliegen, wenn man Jürgen Flügge zuhört. Es wirkt so leicht, wenn er Roths elegant fließende Prosa liest. Manchmal schmunzelt er treffend. Man lässt sich einfangen …

„Waits Stimme klingt, als hätte man sie in einem Whiskyfass eingeweicht, dann in einem Kamin ein paar Wochen geräuchert und anschließend auf die Straße geworfen, um mit dem Auto ein paar Mal darüber zu fahren“, sagte mal ein Kritiker über ihn. Carolin Grein klingt nicht so. Zum Glück versucht sie das auch nicht. Begleitet von der Sachs-Band, der Jazz-Combo des Hessischen Landestheaters Marburg, singt sie die Waits-Songs eher im Stil von gut abgehangenen Jazz-Standards.

Die Rheinpfalz vom 11.07.2015

Trinker-Novelle trifft auf Tom Waits

Was hält eine Novelle eines Österreichers aus dem Jahr 1939 und Lieder eines amerikanischen Sängers zusammen? Der Alkohol, sozusagen.

Von Nadja Schwarzwäller

Rezitator Jürgen Flügge las die Geschichte und Carolin Grein sang begleitet von der Sachs-Band von Tom Waits dazu. Die erzählen genau wie Roths Novelle von Sehnsucht, von Trauer und von der Straße. Besonders überzeugend gelingt die Melange, wenn Textvorlage und Liedzeilen ineinander gewoben werden.

Was für ein Cocktail.

Oberhessische Presse vom 30.06.2015

Weiber, Erinnerungen und Alkohol

Von Rainer Köhl

Waits und Roth – das passt wunderbar zusammen: Beide haben oder hatten ein Herz für Trinker.

Flügge ließ in seiner lebendigen Lesung die Figuren und Stimmungen sehr plastisch werden.

… (die Musiker) ließen die Songs bluesig verwegen schlingern und walzern. Sehnsüchtige Melancholie brachte die Sänderin mit Rebekka-Bakken-Stimme hinein. Und die Songs begleiteten immer passgenau die Stationen des Trinkers bei seinem Zug durch die Straßen, Kneipen, Tanzlokale, trostlose Hotelzimmer und Bordelle.

Die Rheinpfalz vom 08.06.2015

Nuit Blanche

Eine Liebesgeschichte in Paris

Von Olivia Kaiser

Für das musikalische Programm hatten Sängerin und Band vor allem unbekannte Stücke gewählt. „Wir wollten mehr Neuheiten präsentieren, die die Zuhörer nicht kennen, als die üblichen Klassiker“, sagte Carolin Grein.

Die Musik spiegelte die Stimmung wider, die Folz zuvor mit seinen Texten erzeugt hatte – mal fröhlich, mal melancholisch.

… eine Liebeserklärung an die Stadt der Liebe.

Die Rheinpfalz vom 20.08.2013

Eine lange Nacht in der Stadt der Liebe

Mit ihrer kraftvollen Stimme, ihrer Affinität für französische Chansons, in Begleitung der gut „behuteten“ Musiker an Piano, Keyboard, Bass, Gitarre und Schlagzeug, begann Carolin Grein langsam den Teppich des Wohlklangs zu knüpfen, das Publikum auf die Reise vorzubereiten, bevor es gänzlich bereit war, sich in den Teppich zu kuscheln. Mal war sie der in Leder und in Jeans gehüllte Vamp, dann kam sie im „eleganten Kleinen“, ganz in Bordeaux gehalten. Folz erzählte die Geschichte.

Seine begleitenden Worte sind Poesie pur. Sie zeugen von aufmerksamer Beobachtung und Kreativität, mit der Sprache zu spielen und zu arbeiten, mit ihrer Hilfe zu philosophischen Schlüssen zu kommen.

Odenwaldzeitung vom 01.10.2012

Blicke und Begegnungen in schäbigen Bars

Von Andrea Dölle

Sehr französisch ist es am Freitag … im Speyerer „Kulturbeutel“ zugegangen: mit Chansons über die Liebe und Jazz wie aus dem Existentialistenkeller im Paris der 50er Jahre, das Ganze in eine „Film noir“-Atmosphäre getaucht.

„Nuit blanche“ – das ist die Nacht, in der man nicht schläft…

… (die) Musik – hauptsächlich französische Chansons, so bekannte darunter wie „La vie en rose“ und „Je ne veux pas travailler“ – führten, den Texten angepasst, von Melancholie zu Liebe und Liebeskummer. Allerdings servierte die Sachs-Band sie ein wenig cooler, jazzig „beswingter“, als das Original …

Greins musikalische Wurzeln liegen offenbar im Swing. Ihre geschmeidige Stimme passt sich wie ein weiteres Instrument in die Sachs-Band ein, in perfekter Harmonie …

Alle hatten deutlich Spaß an diesem Abend zwischen den Künsten, der sich auch auf die Zuhörer übertrug, die begeistert mehrere Zugaben forderten und bekamen.

Die Rheinpfalz vom 27.06.2011

 

 

(Foto: Andrys Stienstra, pixaby.com)